Stuttgarter Kantorei

Chorleiter

Kay Johannsen studierte in Freiburg i. Brsg. sowie in Boston/MA als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes sowie der Bruno Walter Memorial Foundation, New York. Seit 1994 ist die Stiftskirche Stuttgart, Hauptkirche der Stadt und der Region, sein musikalisches Zentrum. Hier leitet der Stiftskantor und Kirchenmusikdirektor die Ensembles Stuttgarter Kantorei, solistenensemble stimmkunstStiftsphilharmonie Stuttgart sowie Stiftsbarock Stuttgart und verantwortet als künstlerischer Leiter der Stiftsmusik Stuttgart unter anderem die wöchentliche Stunde der Kirchenmusik mit jährlich 20.000 Zuhörern. Eine nicht versiegende Inspirationsquelle ist für ihn die Mühleisen-Orgel der Stiftskirche mit 81 Registern auf vier Manualen.

Er gewann den Deutschen Musikwettbewerb als Organist und mit seiner Stuttgarter Kantorei 1. und 2. Preise bei den Deutschen Chorwettbewerben in Kiel 2006, Weimar 2014 und Freiburg 2018, außerdem 1. Preise bei den Landeschorwettbewerben Baden-Württemberg 2005, 2013 und 2017. Ferner wurde der Stuttgarter Kantorei beim Deutschen Chorwettbewerb 2018 der Sonderpreis "für die hervorragende Interpretation eines Volkslieds" verliehen. Als Juror ist Johannsen heute regelmäßig beim Deutschen Musikwettbewerb, beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert sowie bei internationalen Wettbewerben wie in Lausanne, Alkmaar oder Dudelange gefragt. In Würdigung seiner vielfältigen musikalischen Arbeit wurde Kay Johannsen 2018 die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. 

Rund 30 Orgel- und Ensemble-CDs mit Werken von Bach, Mendelssohn, Brahms, Franck, Reger, Widor und Vierne sind bei Carus, hänssler classic, Animato und ars musici erschienen. Dazu gehören fünf CDs, die er im Rahmen der edition bachakademie bei hänssler aufgenommen hat und die mit Preisen wie dem Diaposon d'or sowie dem Goldenen Bobby des Verbands deutscher Tonmeister ausgezeichnet wurden. Auch seine drei Improvisations-CDs Lieder zu Advent und Weihnachten, Passion und Christmas haben international ein großes Publikum erreicht. Die CDs Sunrise und Rejoice (Carus 2017, 2018) enthalten ausschließlich eigene Kompositionen für Orgel, Orgel und Orchester sowie für Chor a cappella bzw. mit verschiedenen Instrumenten. 2019 wurde beim Label animato die CD mit seinem Oratorium Credo in Deum veröffentlicht.  

Kompositionen von Kay Johannsen sind bei Carus, Schott, Strube, Helbling und Norsk erschienen. Seine jüngsten Orgelkompositionen sind Adoration, Colours in Motion, Shanghai SkyscrapersSunriseSong of Hope und The Great Wall, außerdem das Concerto for organ, strings and percussion und Entre nous für Orgel und Marimba. Für Vokalensembles sind Werke wie Bless the Lord, Abend (nach Gryphius), Veni  oder Alleluja entstanden. Für große Besetzungen schrieb er das Schlagzeugkonzert, die Orgeloper Nachtbus oder 2017/18 das Oratorium Credo in Deum als Kompositionsauftrag der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zum Reformationsjubiläum. 

Orgelkonzerte führen ihn seit vielen Jahren in alle Welt, etwa in große Konzertsäle in Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, Zürich, St. Petersburg, Samara, Jekaterinburg, Moskau, Beijing, Shanghai, Qingdao, Seoul, Tokio und viele mehr, außerdem in unzählige Kathedralen und Dome wie jene in Köln, München, Hamburg, Berlin, Dresden, Leipzig, Erfurt, Freiburg, Luzern, Bern, Zürich, Genf, Lausanne, Paris, Strasbourg, Moskau, Kiew, Boston/MA, Mexiko City, Havanna oder Nairobi. 

Bei seinen Auftritten als Orgelsolist stellen seine Improvisationen oft den Höhepunkt dar. Seine Musik ist bildreich und emotional, auch von mitreißender rhythmischer Verve, dabei klar strukturiert und klanglich transparent. 

Als Solist und Begleiter spielte Kay Johannsen mit vielen bekannten Ensembles wie zuletzt Orgelkonzerte von Händel mit großem Erfolg zusammen mit den Berliner Barocksolisten. Er ist auf CDs zu hören mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado (Bach, Mozart), den Stuttgarter Philharmonikern unter Gabriel Feltz (Strauss, Scriabin) und mit dem SWR Vokalensemble unter Marcus Creed (Ives). Beste Besprechungen erhielt die CD mit den Sechs Sonaten für Violine und Cembalo von J.S. Bach, die er mit der Geigerin Christine Busch für Carus eingespielt hat. Ein Beispiel für vokale Kammermusik ist die CD Ave Maria mit Geistlichen Gesängen von Josef Gabriel Rheinberger. 

Wie an der Orgel hat sich Kay Johannsen als Dirigent zunächst ausführlich mit der Alten Musik und besonders mit der Musik Johann Sebastian Bachs beschäftigt. Daraus resultiert sein größtes Projekt, die Aufführung der gesamten Vokalmusik von Johann Sebastian Bach im Rahmen des Zyklus Bach:vokal der Stiftsmusik Stuttgart von 2011 bis 2021. Die meisten Aufführungen dieses Zyklus', darunter die Johannespassion und die Matthäuspassion, sind auf dem YouTube-Kanal Kay Johannsen dokumentiert. Daneben hat sich ein Schwerpunkt bei Werken des 19. bis 21. Jahrhunderts gebildet, von Beethoven und Brahms über Elgar und Mahler bis zu Schönberg, Berg und Rihm. Zunehmend wird Kay Johannsen als Gastdirigent im In- und Ausland eingeladen. So leitete er einen Orfeo-Abend mit Christine Schäfer und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker in Berlin, die Aufführung von Bachs Messe h-Moll mit dem Barockchor Seoul und Konzerte mit dem Orchestre philharmonique de Strasbourg in der Stuttgarter Liederhalle. Mehrfach dirigierte er die Gächinger Kantorei, das Bach-Collegium Stuttgart und das Stuttgarter Kammerorchester. 2009 leitete er als Gast die Bachwoche der Internationalen Bachakademie Stuttgart. Mit großem Erfolg dirigierte er Orffs Carmina burana in Shanghai und Beijing, außerdem die erste Aufführung der Brandenburgischen Konzerte von Bach in China im Rahmen des Barockfestivals Beijing im Konzertsaal der Forbidden City. Ferner stand er bei großen Chor- und Orchesterkonzerten mit Werken von Bach, Händel, Jomelli, Haydn, Mendelssohn und Schostakowitsch bei Festivals in Turin, Ekaterinburg, Perm, Feldkirch und Zürich am Pult. 

Der Bereich der Pädagogik nahm vor allem zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn breiten Raum ein. So unterrichtete Kay Johannsen von 1991 bis 2000 als Lehrbeauftrager für Orgel-Literaturspiel an der Musikhochschule Karlsruhe. Zusätzlich übernahm er in dieser Zeit eine Professurvertretung an der Freiburger Hochschule für Musik und später, 2014/2015, für zwei Semester an der Hochschule Luzern - Musik. Darüber hinaus wurde er zu Orgel-Meisterkursen eingeladen an das Central Conservatory Beijing, an die drei Universitäten Yonsei, Ehwa Womens und Theological in Seoul, an das Tschaikowsky-Konservatorium Kiew, die Musikakademie Plovdiv, das Konseratorium Havanna, die Musikhochschule  Mexiko City, das Konservatorium Udine, die Musikhochschulen Hannover und Rottenburg sowie zum Festival Fugato nach Bad Homburg. Im September 2020 wurde er von der Hochschule Luzern - Musik auf eine Dozentur für Orgel berufen und hat im Frühlingssemester 2021 mit dem Aufbau einer Orgelklasse begonnen.   

Zu seinen Projekten 2023 gehört die Eröffnung des neuen Zyklus' der Stiftsmusik, der dem gesamten geistlichen Vokalwerk und Orgelwerk von Felix Mendelssohn Bartholdy gewidmet ist, und zwar im Rahmen eines Motetten-Konzerts des solistenensembles stimmkunst im September. Im November folgt das Oratorium Paulus mit der Stuttgarter Kantorei. Ferner dirigiert Kay Johannsen im Februar Händels Messiah zum 20-jährigen Bestehen des solistenensembles stimmkunst und am Karfreitag das Requiem von Brahms. Bei seinen zahlreichen Orgelkonzerten im In- und Ausland würdigt er unter anderem den Jubilar Max Reger. 

Auf dem YouTube-Kanal Kay Johannsen, der schon über 5800 Abonnenten verzeichnet, sind über 450 Videos mit Orgel- und Ensemblemusik sowie eigenen Improvisationen und Kompositionen zu sehen.